
Im Oktober 2024 wurden ausnahmsweise alle Hunde der Stiftung gleichzeitig in der Zuchtstätte versammelt, einem geschützten Ort, fernab der Öffentlichkeit, an dem sie spielen, sich paaren und in Ruhe ihre Jungen zur Welt bringen können. Erstmals waren sie alle durchgehend unter einem Dach vereint, bereit, den Winter gemeinsam in der Zuchtstätte zu verbringen. Die Hunde, die nach einem abenteuerreichen Sommer vom Pass zurückkehrten, trafen auf jene, die im Tal geblieben waren – sei es im alten Barryland oder im Einsatz für soziale Projekte. Nach freudigem Wiedersehen mit heftigem Schwanzwedeln stellte sich im Rudel rasch wieder die gewohnte Rangordnung ein. „Diesmal war die Zuchtstätte wirklich voll. Man konnte die Energie der Hunde förmlich spüren, viel intensiver als sonst“, erinnert sich Alexandra Piatti, Tierpflegerin der Fondation Barry.
Da das bisherige Barryland wegen der Bauarbeiten geschlossen war, entfielen auch die gewohnten Kontakte mit der Öffentlichkeit. Das Kynologieteam nutzte die Gelegenheit und strukturierte den Alltag der Bernhardiner komplett neu: mehr Stadtspaziergänge, spontane Ausflüge in die Natur, neue, abwechslungsreiche Routen und nicht zuletzt mehr Erziehungsarbeit. Denn wie man weiss: Die Erziehungsarbeit ist nie ganz abgeschlossen. Das Team nutzte die ruhige Zeit auch, um sich intensiver den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen Hundes zu widmen und die Tiere gezielt auf ihr neues Zuhause vorzubereiten: den neuen Themenpark, der nur wenige Schritte entfernt speziell für sie gebaut wurde.
Ein neues Kapitel beginnt
Dann war es so weit: Der grosse Tag war gekommen. Einige Tage vor der offiziellen Eröffnung am 26. Juni entdeckten sechzehn Bernhardiner den eindrucksvollen neuen Bau, der direkt neben dem alten Museum entstanden ist. Die älteren Hunde sprangen umgehend und voller Begeisterung in den Bus, der sie ins Barryland bringen sollte, dicht gefolgt von den beiden jungen Welpen, die sich ihnen ganz selbstverständlich anschlossen. Im neuen Bau erwarteten sie vier grosse, klimatisierte Boxen von jeweils 50 m². „Wir wussten nicht, wie sie reagieren würden. Aber sie fanden sich tatsächlich schneller zurecht als wir selbst“, erinnert sich Alexandra. „Dank ihres Geruchssinns haben sie sofort erkannt, dass sie sich am gleichen Ort wie zuvor befanden. Auch wenn sich die Optik und Einrichtung völlig verändert hatten.“ Für sie zählt nicht das Aussehen der Dinge, sondern der Geruch. Genau diesem Thema widmet sich auch ein eigener Bereich im neuen Barryland: den Sinnen der Bernhardiner.

Die neuen Räumlichkeiten hielten für die neugierigen Hunde dennoch einige Überraschungen bereit. So öffnen sich beispielsweise die Klappen zu den nun deutlich grosszügigeren Aussengehegen von je 400 m² automatisch. „Die Tiere kannten das Prinzip automatischer Türen nicht“, erklärt Alexandra schmunzelnd. „Aber sie haben es erstaunlich schnell gelernt.“ Manche Hunde haben ausserdem die Hydrotherapie für sich entdeckt, eine Behandlung, die älteren Tieren bereits von Tierarztbesuchen bekannt war. Diese findet nunmehr direkt vor Ort statt – und das Publikum darf dabei zusehen. „Venus, unsere Achtjährige, liebt ihre Einheiten und läuft auf dem Laufband im Wasser schon fast zu schnell. Und Edène hat sich so sehr daran gewöhnt, dass sie sich beim Baden im See offenbar fragt, wo denn das Laufband geblieben ist“, erzählt Alexandra lachend. Eine weitere willkommene Neuerung: Jede Box ist mit einer Trennwand ausgestattet. So können sich die Hunde jederzeit zurückziehen, wenn sie ihre Ruhe wollen… mitunter zum Leidwesen der Gäste.







Text : Andrea Zollinger
Fotos : Nicolas Beiner et Kévin Fasolato