
Die Wissenschaft hat es längst bestätigt: Der Kontakt mit Hunden fördert die Ausschüttung von Oxytocin, dem „Kuschelhormon“, das Bindung stärkt und Stress reduziert. Doch jenseits der biologischen Wirkung steht vor allem das Emotionale. „Seit zweieinhalb Jahren arbeite ich mit meinem Bernhardiner Lex. Tag für Tag erlebe ich, wie seine blosse Anwesenheit einen Moment, einen Blick, eine ganze Stimmung verändern kann“, erzählt Melanie.

Sozialhundeteam: Lex und Melanie
Ob Kinder, ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen: Alle reagieren auf die Ruhe und die Sanftmut von Lex. „Ich erinnere mich an einen Heimbewohner mit starker Spastik, der weder sprechen noch sich richtig bewegen konnte. Aktiv teilnehmen konnte er nicht, aber sein Lächeln, als wir vor ihm einen Hund bürsteten, war unbezahlbar. Dieses einfache, stille Glück hat mir gezeigt, dass wir hier genau richtig sind“, so Melanie.
Komfortzonen
Einmal gab es da auch ein sehr schüchternes Mädchen, das sich nicht traute, zu sprechen. Nach einer Stunde mit unseren Hunden begann sie langsam, Worte zu finden. Und am Ende sprach sie schliesslich ganz frei und ungezwungen. Hunde schaffen Komfortzonen, in denen jeder in seinem eigenen Tempo wachsen darf. Sie urteilen nicht, sie drängen nicht.
Doch diese Magie entfaltet sich nur, wenn man den Hund respektiert. Er ist kein therapeutisches Instrument, sondern ein Partner. „Manchmal entscheidet Lex, jemanden ausserhalb des geplanten Kreises zu begrüssen. Wir lassen ihn gewähren. Vielleicht spürt er, dass gerade diese Person ihn braucht. Wichtig ist, flexibel zu bleiben, die Sitzung anzupassen oder sie auch mal zu unterbrechen.“
Ein geteiltes Abenteuer
„Erziehung, Aufmerksamkeit und Liebe sind die Säulen unserer Arbeit. Ich musste meinen Bernhardiner Lex komplett umerziehen, lernen, ihn zu verstehen und mit ihm zusammenzuarbeiten“, erinnert sich Melanie. Hunde lernen über Emotionen. Sie wollen teilhaben, mitmachen, teilen. Und wenn am Ende noch ein Leckerli wartet, umso besser!
Bei tiergestützten Aktivitäten ist es entscheidend, stets im Kopf zu behalten, dass wir in erster Linie für unsere Hunde verantwortlich sind. Ihr Wohlergehen ist die Voraussetzung für ihr Engagement. Nur durch diese ausgewogene, respektvolle Beziehung können die Tiere echte physische und psychologische Unterstützung leisten.
„Jeder Einsatz ist eine Begegnung, jedes Lächeln ein Geschenk, und jeder geteilte Moment ein Beweis dafür, dass Hunde weit mehr zu geben haben, als man ahnt“, führt Melanie weiter aus. Sehr persönlich fügt sie hinzu: „Vor einiger Zeit, als ich die Hand eines Menschen gebraucht hätte, hat mir jemand seine Pfote gereicht.“

Jede Begegnung ist ein Geschenk (Bild zur Illustration).
Text : Andrea Zollinger
Fotos : Nicolas Beiner